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Sonntag, 30. Dezember 2012

Unternehmen Zukunft geht 2013 an den Start

Es gibt eine Reihe von interessanten Studien, die sich mit den Rahmenbedingungen für die mittelständische Wirtschaft beschäftigen. Gemeint sind Unternehmen nach KMU-Definition der EU-Kommission:

Unternehmenskategorie
Mitarbeiter
Umsatz
oder
Bilanzsumme
Mittleres Unternehmen
< 250
≤ 50 Mio. EUR
≤ 43 Mio. EUR
Kleinunternehmen
< 50
≤ 10 Mio. EUR
≤ 10 Mio. EUR
Kleinstunternehmen
< 10
≤ 2 Mio. EUR
≤ 2 Mio. EUR
http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/facts-figures-analysis/sme-definition/index_de.htm

Übereinstimmend kommen die meisten Studien zu der Einschätzung: „Der Mittelstand hat Nachholbedarf“. Das hat uns neugierig gemacht. 23 Mio. KMU sind die tragende volkswirtschaftliche Säule Europas. Vom Kleinstbetrieb bis zu einem Unternehmen mit 250 Mitarbeitern, ohne sie geht nichts. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an unternehmerischer Initiative, Risikobereitschaft und Flexibilität aus. Viele Hidden-Champions sind die heimlichen Stars auf den Weltmärkten. Wo sehen Wissenschaftler also den Nachholbedarf?

Genauer betrachtet besteht das Defizit auf vielen relevanten Gebieten. Dazu gehören technische Innovationen, Antworten auf den demografischen Wandel, Anpassung von Geschäftsprozessen, Konzepte für den Umgang mit knapper werdenden Ressourcen, Mobilität, Globalisierung, Regionalisierung und Kommunikation.

Zukunftsfähigkeit und Zukunftssicherung ist das Thema. Die überwiegende Anzahl der KMU überblickt einen Zeitraum von 1-3 Jahren. Das ist zu kurz gedacht. Die Zukunftssicherung des eigenen Unternehmens darf sich nicht auf die Adaption neuer Techniken und Verfahren beschränken. Megatrends bestimmen die Rahmenbedingungen erfolgreicher Unternehmen für die nächsten 20 bis 50 Jahre.

Der Grund für das identifizierte Handlungsdefizit ist bei KMU schnell gefunden. Aufgrund der Unternehmensgröße gibt es nur eine eingeschränkte Arbeitsteilung. Flache Hierarchien sind die Ursache. Größere Unternehmen verfügen über Fachleute, die sich u.a. mit Geschäftsfeldentwicklung (Business Development) beschäftigen und der Geschäftsleitung arbeitsteilig zuarbeiten.


In kleineren Unternehmen sind Entscheidungsträger wie Inhaber und Geschäftsführer meist voll mit dem Tagesgeschäft ausgelastet.

Diese Erkenntnisse haben Unternehmen Region Consulting GmbH in Zusammenarbeit mit K2-Communication UG dazu veranlasst, die Veranstaltungsreihe Unternehmen Zukunft zu entwickeln. Sie wird an verschiedenen Orten zunächst in Baden-Württemberg durchgeführt. Weitere Bundesländer folgen. Kooperationspartner sind die Wirtschaffsförderungen größerer Städte und Landkreise. Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg, sowie vom Europäischen Sozialfonds ESF. Fest geplant sind bereits Tagungen in Donaueschingen (Landkreis Schwarzwald-Baar-Heuberg) und Heilbronn (Wirtschaftsregion Heilbronn). Weitere Termine folgen.

Neben hochwertigem Wissenstransfer zum Thema Megatrends steht die Vernetzung von Unternehmen und Unternehmern im Mittelpunkt. Bestandteil der Veranstaltungen ist eine themenbezogene Begleitausstellung. Die Tagungsteilnahme ist kostenfrei.

Wirtschaftsförderungen, Aussteller und Sponsoren erhalten weitere Informationen auf Anfrage.

Kontakt:

Dirk Klostermann
Veranstaltungsorganisation
K2-Communication

Sonntag, 14. Oktober 2012

KMU-Versammlung für Wachstumsorientierung der EU - November Zypern

Nicht nur Firmengründungen sondern auch dem Wachstum kleiner Firmen steht viel im Wege. Einerseits haben Politiker erkannt, das der Mittelstand ein wesentliches Element erfolgreicher Volkswirtschaften darstellt, andererseits fühlt sich der Mittelstand von der Politik allein gelassen.

"In der EU gibt es über 20 Millionen KMUs, die mehr als 99 % der Unternehmen in Europa ausmachen.In den letzten 5 Jahren haben KMUs zwei Drittel der gesamten privaten Beschäftigung und 80 % der neuen, in der EU geschaffenen Arbeitsstellen bereitgestellt" so EU Angaben.

Der "Small business act" der EU stammt aus dem Jahre 2008. Den meisten Mittelständlern ist er weder bekannt, noch haben sie irgendwelche Auswirkungen auf ihr Geschäft gespürt. Angesichts der europaweiten Konjunkturprobleme sieht die EU-Kommission nun Handlungsbedarf.

Die erste KMU-Wachstumskonferenz der EU findet nun unter dem Ratsvorsitz von Zypern statt. Die Agenda:

• Unterstützung von Unternehmerinnen und jungen Unternehmern
• Zugang zu Finanzierung
• Zugang zu nationalen, europäischen und internationalen Märkten
• Chancen in der grünen Wirtschaft
• Wachstum in der aktuellen wirtschaftlichen Situation
• Bessere Regeln für Unternehmen
• Umsetzung des KMU-Potenzials

http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/small-business-act/2012-sme-assembly/index_de.htm

Politiker erwarten Ideen, Hinweise und Handlungsempfehlungen für ihre Arbeit. KMUs haben das Wort. Deshalb an Sie, liebe Leser, die Aufforderung zur Stellungnahme: Welche Hindernisse sind für Sie die größten Probleme bei der Wachstumsorientierung von KMUs?

Diskutieren Sie hier oder schicken Sie mir eine persönliche Mail. Ihre Ideen werden im Rahmen der Konferenz zur Sprache kommen.

Dirk Klostermann
klostermann@unternehmen-region.eu

Montag, 12. März 2012

ITB 2012: Positive Signale für Reisebranche?

Die Messe Berlin meldet nach Abschluss der ITB, der weltgrößten Tourismusmesse, einen erfolgreichen Verlauf mit zufriedenen Ausstellern und einem deutlichen Zuwachs bei Fachbesuchern.

Ein Plus bei den Fachbesuchern, mehr Geschäftsabschlüsse der Aussteller und ein Ansturm auf den ITB Berlin Kongress prägten die 46. Auflage der ITB Berlin. Mehr als 113.000 Fachbesucher (davon 44.000 aus dem Ausland) informierten sich bei 10.644 Ausstellern aus 187 Ländern über alle Segmente der internationalen Reiseindustrie. Nach ersten Hochrechnungen nutzten mehr als 55.000 Berliner und Brandenburger das Wochenende, um sich über Urlaubsziele und neue Reiseangebote zu informieren.

Wie schon in unseren Posts vom Februar 2012 dargestellt (Blue Ocean Strategie und Innovationsmanagement), liegen neue Marktchancen aber stets in Innovationen und deren konsequenter Durchsetzung in neuen Märkten. 


Doch worin liegen Neuerungen, die die Messe auch zu einem Informationsforum für zukunftsorientierte Markterschließung oder Qualitätsverbesserung gemacht hätten? 

Angesichts der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen ist auch die Reisebranche in Anspannung. Einerseits werden erhebliche strukturelle und marktbezogene Veranderungen auf vielen Ebenen erwartet, andererseits kann man sich einstweilen noch auf eine stabile Nachfrage verlassen.
Also vielfach doch nur "Business as usual" in der Hoffnung, der Veränderungsdruck möge nur die Anderen treffen?  

Von der Messe positionierte Themen waren Nachhaltigkeit und Smart-Phone-basierte Technologien:

Donnerstag, 23. Februar 2012

Tourismus im Elsass akquiriert erfolgreich in Deutschland

Das Jahr 2011 war ein Rekordjahr für unsere Nachbarn im Elsass. Mit 10,3 Millionen Übernachtungen und knapp 12 Millionen Ankünften stellt es die Ergebnisse der vergangenen zehn Jahre in den Schatten und präsentiert sich als respektable Torismusregion. 

Lage des Elsass

Donnerstag, 26. Januar 2012

Social Media im Kommunalmarketing

Kommunalmarketing ist meist noch sehr reaktionär. Marktsegmentierung oder Zielgruppenkonzentration sind oft genug nur Lippenbekenntnisse. Oftmals werden Marketingpläne sogar noch mit stets den gleichen Maßnahmen zur statischen Selbstdarstellung ohne jede Erfolgsmessung fortgeschrieben.  Von Effektivität kann nicht gesprochen werden, weil noch nicht einmal strategische Ziele formuliert sind; in puncto Effizienz bedeutet dies die blanke Verschwendung öffentlicher Mittel. Um das zu vermeiden berät die Unternehmen>Region Consulting Kommunen kostenneutral bei der Entwicklung von Wirtschaftsplänen und strategischen Marketingplänen.

Zusätzliche Brisanz erhält die Frage nach effektivem Standort- und Tourismusmarketing aber seit Jahren mit der zunehmenden Bedeutung von Social Networks. Wesentliche Zielgruppen von Destinationen und Regionen tummeln sich inzwischen in ganz anderen Kommunikationskanälen und werden mit dem klassischen Image- und Coupon-Anzeigen-Marketing in Zeitungen und Zeitschriften gar nicht mehr erreicht.

Die Internet-Affinität der meisten Adressaten von Kommunalmarketing ist bei den noch nicht angekommen. Zumindest finden Internetaktivitäten kaum und virales Marketing in den 2.0-Foren gar keinen Niederschlag in den Marketingplänen.Im Gegensatz dazu dokumentiert eine kürzlich in Österreich veröffentlichte Studie „Social Media in der Reisebranche“, an der sich rund 4.000 Mitarbeiter von Airlines, Hotels, Destinationsunternehmen sowie Reiseveranstaltern und –mittlern (Business und Leisure) beteiligt haben, dass insbesondere Touristiker schon zu über 50 % mobile Endgeräte und nutzen und neben E-Mail und Suchmaschinen auch aktiv in Social Networks wie Facebook und Xing sind: 89 % sind zumindest in einem Netzwerk Mitglied.
Die Repräsentativität solcher Studien ist - vergleichbar dem Literary Digest Desaster von 1936 - natürlich offen, wenn die Befragten sich freiwillig beteiligen konnten und in einem die Stichprobe begrenzenden Medium der hier ohnehin Internet-affinen Zielgruppe stattfindet.

Dennoch sind die Angaben Indikatoren dafür, dass Social Networks im Kommunal- und Tourismus-Marketing oft noch unberührte Parallelwelten sind.
Die touristischen Unternehmen konzentrieren ihre Social Media-Aktivitäten auf Facebook. Immerhin geben nach der Studie 48 Prozent an, dass ihr Unternehmen bereits über eine eigene Seite verfügt. Weitere Kanäle sind ein Twitter-Account (33 Prozent) und ein Eintrag bei Google Places (23 Prozent). Interaktive Medien, d.h. die Nutzung der Networks für Response und Dialog oder die virale Infiltration von Informationen werden noch kaum genutzt. Auch Gespräche über das Unternehmen und seine Marken werden bestenfalls durch gelegentliches "Namens-Googlen" überwacht.

Innerhalb der Befragten sind Destinationsverbände und Hotels am aktivsten, gefolgt von Verkehrsträgern und Reiseveranstaltern. Schlusslichter bilden die weniger von einem Markenimage abhängigen Reisemittler und Freizeiteinrichtungen. Interessant wäre nun allerdings die Nachfrage, welche Qualitäten die Befragten dabei bereits als Social Media Marketing bezeichnen und ob die wirklichen Aktivitäten der Behauptung standhielte.

Sicher ist aber, dass den Unternehmen insgesamt meist Einblick in die dynamischen Entwicklungsprozesse des Social Media Marketing sowie Fachwissen über dessen Möglichkeiten fehlen. Und da, wo etwas versucht wird, mangelt es oft am richtigen Kommunikationsstil, denn die einfache Übertragung einer statischen Zeitungswerbeanzeige ins Netz bzw. eine Facebook-Seite genügt natürlich nicht.

Meist fehlt auch jede Entwicklungsstrategie. Die Situation ist vergleichbar wie vor gut 10-15 Jahren viele Destinationen noch meinten, auf eine Website verzichten zu können.
Daher werden vermutlich auch nicht genügend Mittel und Kapazitäten für innovative Internetaktivitäten zur Verfügung gestellt.

Bevor man sich aber nun mit Torschlusspanik in ein kostspieliges Social Media Marketing-Abenteuer stürzt, ist erst eine professionelle Marketing-Analyse und die Erstellung eines strategischen Marketingplans erforderlich. Denn auch bei aller Euphorie für Facebook und Co. bleiben die Maßnahmen nur ein Baustein im Marketing-Mix.




 

Sonntag, 22. Januar 2012

"Öko" ist neuer Trend der Selbstverwirklichungsgesellschaft

Branchenriesen entdecken den Nischentourismus - oder tun sie nur so?

Das Interesse an umweltfreundlichen und sozialverträglichen Urlaubsreisen steigt. Auch große Veranstalter sind längst auf den Öko-Urlaub gekommen. Wer es sich leisten kann, zahlt freiwillig Klimakompensationen oder rettet in den Ferien Schildkröten.
Wenn die Bundesbürger in diesen trüben Januartagen Reisekataloge durchstöbern, entdecken sie immer häufiger Angebote, die mit einem nachhaltigen, fairen oder gesunden Urlaub werben. Öko-Urlaub, bislang eher eine winzige Nische im gigantischen Reisemarkt, liegt zunehmend im Trend. Neben Thomas Cook, Rewe-Touristik und Neckermann schwimmt auch Branchenprimus TUI bei dieser Welle ganz vorne mit und lockt für den Sommer mit der jungen Produktlinie "Viverde". Das TUI-Versprechen auf den in zarten Farben gehaltenen Anzeigen lautet schlicht: "Natürlich erholt".

Alternative zum Massentourismus? Lange Zeit war nachhaltiger Tourismus eine Spezialität kleiner und mittelständischer Reiseveranstalter. Zwölf von ihnen gründeten 1998 das "forum anders reisen", um Alternativen zum Massentourismus anzubieten, der für zersiedelte Landschaften, gewaltige Müllberge, Ressourcenverschwendung und die Ausbeutung einheimischer Arbeitskräfte steht. Die Mitglieder im "forum anders reisen" verpflichten sich zur Einhaltung strenger Umwelt- und Sozialstandards, die von der Zertifizierungsgesellschaft TourCert regelmäßig überprüft werden. Aktuell hat das "forum anders reisen" 124 Mitglieder, die für rund 100.000 Menschen jährlich einen verantwortungsvollen Urlaub organisieren.

Nun gibt es dafür ein weiteres Gütesigel, das CSR-Siegel. Es steht für Corporate Social Responsibility, also Unternehmerische Sozialverantwortung und beschreibt das Verhalten von Wirtschaftsunternehmen, die über gesetzlich geregelte Anforderungen hinausgehende Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Für den Tourismus hat die Stuttgarter Zertifizierungsgesellschaft TourCert gemeinsam mit dem forum anders reisen CSR-Standards entwickelt, die laut Stiftung Warentest (Juli 2011) für die Branche vorbildlich sind.

Wer den Ansprüchen bei Menschenrechten, Arbeitsbedingungen, Gesundheits- und Umweltschutz nicht nachkommen kann, verliert das CSR-Tourism-Siegel. 18 Reiseveranstalter mussten deshalb Ende 2011 das "forum anders reisen" verlassen.

Der Umsatz lag 2010 bei 117 Millionen Euro - marginal im Vergleich zum Reiseriesen TUI, der im Geschäftsjahr 2010/11 ein Ergebnis von 17,5 Milliarden Euro erzielte. Aber die Nachfrage nach Ökourlaub steigt: "Rund 40 Prozent unserer Urlauber interessieren sich für Umweltschutz im Urlaub", sagt Harald Zeiss, bei TUI verantwortlich für Nachhaltigkeit. Die Marketingabteilung des Konzerns hat die "Naturaktiven" als neue Zielgruppe ausgemacht. Das Hotelkonzept "Viverde" ist speziell für sie konzipiert. "Hohe Umweltstandards bei Unterkunft und Verpflegung, eine gesunde, regionale Küche und Entspannung im Wellnessbereich", sind laut Zeiss die Urlaubswünsche der naturaktiven Paare, Singles und Familien zwischen 30 und 69 Jahren.

Die größte Hürde für einen Öko-Urlaub bleibt indes die Anreise: Das Hotel vor Ort mag in Sachen Umweltschutz und sozialer Verantwortung noch so vorbildlich sein - wenn es auf den Malediven steht, führt am klimaschädlichen Langstreckenflug kein Weg vorbei. In vielen Reisekatalogen gibt es deshalb die Möglichkeit, über eine freiwillige Spende eine Kohlendioxidkompensation zu leisten.

Der größte Anbieter atmosfair verbuchte 2010 Spenden in Höhe von 2,4 Millionen Euro, 2011 waren es schon rund drei Millionen Euro. Umfragen zufolge sind aber nur etwa acht Prozent der Bundesbürger bereit, für ihre Flugreise freiwillig mehr zu zahlen, damit irgendwo Wälder aufgeforstet werden.

Bäume pflanzen statt Bettenbunker: Wer nicht bloß mit einem unbeschwerten Gewissen verreisen, sondern richtig mit anpacken möchte, kann selbst das: Volunteering oder neudeutsch Voluntourismus heißt der neueste Trend, der Urlaub und Mitarbeit in Umwelt- oder Sozialprojekten verbindet. So schickt der Reiseveranstalter FTI seine Kunden nach Hawaii, wo sie während einer Rundreise Schildkröten schützen, Strände säubern oder Bäume pflanzen können. "Unseren Gästen ist es wichtig, in Kontakt mit ihrem Urlaubsland und dessen Bewohnern zu treten", erläutert Geschäftsführerin Heike Niederberghaus den endgültigen Gegenentwurf zur Pauschalreise im Bettenbunker. Zwischen und zwei- und dreitausend Euro kostet der 17-tägige Haiwaii-Trip - ohne Flug. Öko ist der neue Reiseluxus.

Aber Vorsicht ist geboten: Ähnlich wir bei der Inflation des Begriffs "Bio" für Lebensmittel, dürfte das Surfen auf der Trendwelle für die Reiseveranstalter auch nur ein Aurgument der Verkaufsförderung sein, um zugleich einer selbstverliebten, saturierten Gesellschaft zu einem guten Gewissen verhelfen. Ute Linsbauer vom "forum anders reisen" sieht besonders soziale Projekte mit gemischten Gefühlen: "Was zunächst als tolles und sinnvolles Engagement wirkt, kann auch schaden. Freiwilligeneinsätze können die Menschen vor Ort ihrer Eigenverantwortung berauben, sie zu passiven Hilfsempfängern degradieren - oder gar den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen." Man sollte sich also genauestens über die Rahmenbedingungen informieren, ehe man eine solche Reise bucht.


(Nach einem Beitrag von von André Madaus)

Samstag, 3. Dezember 2011

Strukturwandel in der Reisebranche?

2.500 Reiseveranstalter sorgen sich in Deutschland mit mehr als 10.000 Vertriebsstellen um des Bürgers schönste Tage des Jahres. Der Umsatz der Veranstalter kletterte gerade um 9 Prozent auf das Allzeithoch von 23,3 Milliarden € und auch die Umsätze des Reisevertriebs stiegen um 2 Milliarden € auf 22,5 Milliarden € im ablaufenden Jahr, von denen 14,5 Milliarden auf Urlaubsbuchungen entfielen und der Rest auf Geschäftsreisen.

So beeindruckend die Zahlen sein mögen, für die deutsche Tourismuswirtschaft gibt es auch Kehrseiten:
  • Zum einen bedeuten die hohen Umsätze für Deutschland eine erheblich negative Handelsbilanz, d.h. deutsche Urlauber geben mehr als das Doppelte im Ausland aus, als ausländische Gäste hier ins Land zurückbringen: über 60 Milliarden € werden "exportiert" gegenüber knapp 30 Milliarden € "Import".
  • Die Zahl von 2.500 Veranstaltern lässt einen sehr lebendigen, vielschichtigen Markt vermuten, aber über 80% des Milliarden-Umsatzes liegen in der Hand von nur fünf großen Reiseveranstaltern mit TUI und Thomas Cook an der Spitze. Gegenüber diesem Oligopol sind die Mehrzahl nur Klein- und Kleinstunternehmen, die kaum Marktrelevanz besitzen.
  • Einer der ganz großen, Thomas Cook, schwächelt - aus selbstgestrickten Managementproblemen - und scheint sich zum Übernahmekandidaten zu entwickeln. Die Folgen für die deutsche Reisebranche sind noch nicht abzusehen.
  • Und im Inland geht trotz der Rekordumsätze das Reisebürosterben weiter: von den 2002 existierenden 14.200 stationären Vertriebsstellen gibt es aktuell nur noch 10.240. Allein im abgelaufenen Reisejahr ging die Zahl um 130 zurück. Dafür wurde mehr im Internet gebucht.
  • Auch im hart umkämpften Markt gibt es starke Konzentrationstendenzen. Längst ist das Internetgeschäft ein Oligopol und von wenigen Anbietern getrieben. Gerade hat der Marktführer HRS die zweitstärkste Plattform Hotel.de geschluckt und damit den Wettbewerb geschmälert.

Freitag, 2. Dezember 2011

Zankapfel Bettensteuer

Die Betten-Steuer ist momentan der Aufreger Nummer 1 in der deutschen Reisebranche. Der DRV hat in seiner Jahreskonferenz im südkoreanischen Daegu scharfe Kritik an der von manchen Städten eingeführten Bettensteuer geübt. Aber ist das glaubwürdig? 5 Euro pro Übernachtung - so viel kassieren Städte wie Köln seit einiger Zeit von jedem Touristen, der zu Besuch ist. Auch Berlin will demnächst die Extraabgabe einführen. (siehe Bericht vom 17.11.2011).
In der Hauptstadt boomt der Städtetourismus wie keine andere Branche. Die hoch verschuldete Metropole erhofft sich daher von der Zusatzabgabe der Touristen beträchtliche Mehreinnahmen. Bei Hoteliers und Veranstaltern stößt die Abgabe natürlich aufwenig Gegenliebe. Zwar ist zu erwarten, dass die meisten Anbieter die Zusatzkosten voll an ihre Kunden weitergeben, solange das der Wettbewerb zulässt. Doch das treibt die Preise und macht die heimischen Ziele nicht unbedingt attraktiver. Der Deutsche Reiseverband DRV  spricht von einer "Fremdensteuer" und einer fatalen Selbstbedienungsmentalität mancher Kommunen, gegen die man mit allen Mitteln vorgehen will. Dies ist wenig überzeugend, wenn man auf der anderen Seite die Milliarden-Umsätze der Reisebranche betrachtet, die wesentlich vom deutschen Markt kommen.


Donnerstag, 3. November 2011

Der zwanghaft betreute Gast

Qualität ist im Servicemanagement wichtig und im komplexen Tourismus mit seinen langen Leistungsketten mit vielen eigenwilligen Leistungsträgern ganz besonders. Wenn kleine Gemeinden oder Regionen anfangen, den Tourismus für sich zu entdecken - oder verwechseln sie es vielleicht mit Standortmarketing oder politischer Imagewerbung? - dann führt das mitunter zu merkwürdigen Stilblüten. Gut ausgebildete junge Tourismusmanager übertragen ihr frisches Lehrbuchwissen dann mit Engagement auf jeden Standort: was für Mallorca, Paris oder Salzburg recht ist, ist doch für Bellheim billig. Ach so, wo war das nochmal? Bisher hat sich kein Tourist hierher verlaufen, aber jetzt ist er als Objekt der Begierde genau definiert, das Themenmarketing baut auf mehreren Säulen auf und wird international beworben. Ein Leser der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ, erscheinend zwischen Ludwigshafen/Mannheim und Karlsruhe, bringt es in seinem Leserbrief auf die vollmundigen Marketingankündigungen seiner kleinen Heimatgemeinde auf denPunkt: 

 "Fühle mich ohne Betreuung wohl"Leserbrief vom 03.11.2011 zur RHEINPFALZ vom 28.10.2011:
"Tourismus Bellheim: Gruppe der Ü 50er auf drei Säulen betten"
Hurra, man kümmert sich um mich, ich werde in Bellheim von einer neuen Expertin hochkarätig touristisch bedient. Zwei Säulen, Natur und Genuss, türmen sich vor mir auf, zur dritten darf ich mich zählen, ich der Mensch über 50, engagiert, esse in Speiselokalen, trinke Bier und ergehe mich in der Natur, wo Frau Fuchs und Herr Hase mir auf ebenen Rad- und Wanderwegen begegnen und ich nächtens von unserem so teuer geschenkten Sternenbeobachtungszentrum nach weiteren "Glanzlichtern" der Gemeinde Ausschau halten kann. Auf den Messen in Karlsruhe, Stuttgart, Düsseldorf und anderswo will sie nach Opfern fahnden, damit sie die touristischen Höhepunkte in Bellheim erkunden sollen. Ein touristisches Notstandsgebiet wird zum potemkinschen Dorf hochstilisiert, in dem Blumenkörbchen in Giraffenkopfhöhe zu Suchobjekten werden, unendlich viele Hinweisschilder ihr Eigenleben führen, galgenartige Konstruktionen an den Dorfeingängen mich und andere willkommen heißen, der einst mit viel Geld gestaltete Denkmalweg sich zu einer Offroad-Übungsstrecke gemausert hat, und nicht zu vergessen die neuen Fischtreppen, die nach Aussagen von Einheimischen - "Wer hotn' do schun än Fisch gsähne" -zum heiteren Fischesuchen einladen. AIs Augenlabsam und Anlaufpunkt das bonbonfarbene Rathaus; in dem das 40-jährige Verbandsgemeindejubiläum ausgebrütet wird, das genauso unnötig ist wie eine touristische
Pseudobetreuung. Wohlgemerkt, ich fühle mich wohl in Bellheim, auch ohne diese Betreuung.


Kennen Sie ähnliche Beispiele?