Die Betten-Steuer ist momentan der Aufreger Nummer 1 in der deutschen Reisebranche. Der DRV hat in seiner Jahreskonferenz im südkoreanischen Daegu scharfe Kritik an der von manchen Städten eingeführten Bettensteuer geübt. Aber ist das glaubwürdig? 5 Euro pro Übernachtung - so viel kassieren Städte wie Köln seit einiger Zeit von jedem Touristen, der zu Besuch ist. Auch Berlin will demnächst die Extraabgabe einführen. (siehe Bericht vom 17.11.2011).
In der Hauptstadt boomt der Städtetourismus wie keine andere Branche. Die hoch verschuldete Metropole erhofft sich daher von der Zusatzabgabe der Touristen beträchtliche Mehreinnahmen. Bei Hoteliers und Veranstaltern stößt die Abgabe natürlich aufwenig Gegenliebe. Zwar ist zu erwarten, dass die meisten Anbieter die Zusatzkosten voll an ihre Kunden weitergeben, solange das der Wettbewerb zulässt. Doch das treibt die Preise und macht die heimischen Ziele nicht unbedingt attraktiver. Der Deutsche Reiseverband DRV spricht von einer "Fremdensteuer" und einer fatalen Selbstbedienungsmentalität mancher Kommunen, gegen die man mit allen Mitteln vorgehen will. Dies ist wenig überzeugend, wenn man auf der anderen Seite die Milliarden-Umsätze der Reisebranche betrachtet, die wesentlich vom deutschen Markt kommen.
Einige Klagen gegen die Bettensteuer laufen schon, die Rechtslage ist unübersichtlich. Einige Städte haben deshalb vorerst auf die Einführung verzichtet. Die Suche nach neuen Einnahmequellen ist angesichts der erschreckenden Finanznot vieler Kommunen verständlich. Denn ohne genügend Geld für lnfrastruktur und Servicedienstleister lässt sich die Attraktivität vieler deutsche Städte, die Besucher so zahlreich anzieht, nicht
auf Dauer sichern.
Beide Seiten - die Kommunen wie die Reisebranche - sollten den Streit um die Bettensteuer daher nicht eskalieren lassen. Das Beispiel Köln zeigt, dass trotz Zusatzabgabe die Besucher weiter strömen. Durch ihre lauthals vorgetragene Klagen schädigen Hoteliers ihr eigenes Geschäft und schrecken Besucher letztlich ab. Im kollektiven Gedächtnis sind noch die Preissteigerungen nach der Euroeinführung oder die Mehrwertsteuerermäßigung. Daher sollten sich Kommunen nicht von Lobby-Geschrei beirren lassen, wenn sie dem allseitigen Prinzip der Sozialisierung von Lasten und Privatisierung von Gewinnen etwas entgegensetzen wollen.
Allerdings ist der Bürger oder Endkunde auch hier vermutlich wieder der Dumme, dem alles aufgeladen wird - und wie könnte er sich wehren? Einfach nicht mehr reisen, ist keine Lösung. Nur die Wettbewerbsverteilung könnte sich verändern. Das wissen auch die Kombattanten in dem Konflikt: dass sie über die Verteilung streiten können, aber der deutsche Michel zahlt am Ende alles.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen