Pünktlich zur ersten Messe des Jahres kommen neue Studien zur Betrachtung des Reiseverhaltens im vergangenen Jahr heraus. Aktuell durch die Commerzbank.
Der Erkenntniswert der darin enthaltenen Zalhlenspiele - leider ohne Handlungsempfehlungen - hält sich in Grenzen. Hier einige Beispiele:
1. Erkenntnis: "Deutschland bleibt in Reiselaune" >>> Das hätte im Land der reglementierten Arbeitszeiten und mit einer gut entwickelten Freizeitgesellschaft, für die der Urlaub noch immer die schönsten Tages des Jahres bereithält, kaum jemand vermutet.
2. Erkenntnis: "Deutsche sind 2011 mit Ausgaben von mehr als 60 Mrd. Euro erneut Reiseweltmeister" >>> Da es die Deutschen seit jeher als klimatischen und kulturellen Gründen in den mediterranen Süden zieht, ist auch das nichts Neues. Im Gegensatz zur deutschen Wirtschaft, die (nach China auf dem 2. Platz) Exportweltmeister mit einer positiven Leistungsbilanz ist, finden wir im Tourismus ein volkswirtschaftliches Defizit, weil mehr als die Hälfte der 60 Mrd. Euro aus Deutschland heraus ins Ausland getragen wird.
3. Erkenntnis: "Bei niedriger Arbeitslosigkeit und höheren Löhnen lassen Schnee oder Sonne die Sorgen der Euro-Schuldenkrise leicht vergessen. Spanien und Österreich sind beliebteste Auslandsreiseziele" >>> Die menschliche Psyche ist meist unergründlich... aber wen wunderts: Die Wirtschaft brummte 2011 und 'Malle', Meer, Sonne, Berge waren der Ausgleich.
4. Erkenntnis: !Angesichts zunehmender Unsicherheit seien die Deutschen 2011 kostenbewusster. Die privaten Reiseausgaben im Ausland nahmen voriges Jahr lediglich um 1,4 % zu, wohingegen .die Reiseausgaben der Geschäftsleute um 12 % auf rund 9 Mrd. Euro" >>> Hier werden Äpfel und Birnen verglichen, denn Reisemotive und Reiseverhalten von privat oder geschäftlich veranlassten Reisen sind völlig verschieden.
5. Erkenntnis: "Der Reiseweltmeister-Titel wird vor dem Hintergrund der weiterhin stark wachsenden chinesischen Wirtschaft demnächst an China gehen" >>> Welche Überraschung: China ist größer und menschenreicher als Deutschland!
6. Erkenntnis: "Nach Schätzungen der Welttourismusorganisation sind vergangenes Jahr 980 Mio. Reisende in einem der 150 Zielländer angekommen. 2012 dürfte die Zahl der Reisenden die Schwelle von einer Milliarde überschreiten" >>> Wo hätten Sie denn sonst ankommen sollen, als in einem der 150 Lädner der Erde? Die Zahlen im Weltraumtourismus bleiben noch überschaubar.
7. Erkenntnis: "Dank mehr Geschäftsreisender stiegen die Einnahmen von Reisenden aus dem Ausland um mehr als 5 % auf 27,4 Mrd. Euro" >>> Die Wirtschaft florierte 2011, dafür brauchte es keine Tourismuswerbung, weil Geschäftsreisende Firmen- oder Kongresstermine wahrnehmen und kein Sightseeing machen.
8. Erkenntnis: "Die Schweiz bleibt bei deutschen Reisenden angesichts des teuren Franken mehr und mehr auf der Strecke" >>> Loriot hätte geantwortet: "Ach!"
9.Erkenntnis: "2012 kommt ein weiteres Plus bei den deutschen Reiseausgaben trotz erwarteter Stagnation der deutschen Wirtschaft und knapp 62 Mrd. Euro könnten erreichen" >>> Prinzip Hoffnung, aber diese volkswirtschaftlichen Gesamtwerte sind ohnehin nicht steuerbar.
Was also sollen die Tourismusgemeinde oder interessierte Entscheidungsträger in Destinationen oder Unternehmen mit diesen Informationen anfangen? Welche Infrastruktur- oder Unternehmens-Entwicklung wird dadurch inspiriert? Welcher Masterplan wird dafür erarbeitet und welche Marketingmaßnahmen eingeleitet? Wir erfahren es nicht, aber es ist bequem, sich als Teil eines großen Ganzen auf die Schultern zu klopfen und Erfolg in gigantischen Zahlen herbeizureden.
Lesen Sie Anregungen und Expertenwissen in den Entwicklungsfeldern von Kommual- und Regionalmanagement sowie Wirtschaftsförderung: Clustermanagement für die Regionalwirtschaft, insbesondere KMU, Gesundheitswirtschaft sowie Standortmarketing und Tourismus. Wir laden Sie ein, sich über Trends und Marktentwicklungen sowie beispielhafte Projekte, Marketing- und Managementinstrumente aus der Unternehmensberatung zu informieren.
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Donnerstag, 26. Januar 2012
Commerzbank analysiert Tourismusentwicklung
Donnerstag, 17. November 2011
Berlin bekommt Touristen-Abgabe
Berlin hat bekanntlich eine ganz besondere Geschichte, und die wirkt sich touristisch auch in dramatischer Weise aus: schon in den 1920er Jahren ein heißes Kultur- und Lebenslust-Dorado wie später vielleicht nur noch New York; nach 1945 als schrille Frontstadt im Schnittpunkt des Ost-West-Konfliktes und legendär mit seiner Tanz auf dem Vulkan-Mentalität Anziehungspunkt für jede Form der politisch Interessierten und schließlich seit der Wiedervereinigung eine der "coolsten Event-Locations" weltweit. Neben den kultur- und vergnügungsinteressierten Städtereisenden, die von der ganzen Welt kommen, sind es natürlich auch viele Geschäftsreisende, die in der deutschen Hauptstadt ihrem Business, ihrer Lobbyarbeit oder Diplomatie und ihren Repräsentanzaufgaben nachgehen.
Berlin zieht an: 2010 kamen über 20 Millionen Übernachtungen zusammen und verteilten sich auf ca. 110.000 Hotelbetten. Der regierende Bürgermeister hat vor Jahren den Satz "Berlin ist arm aber sexy" geprägt. Er wollte auf die Attraktivität der Stadt hinweisen und das Debakel in den öffentlichen Kassen. Manches hat sich zwischenzeitlich getan, manches ist weiterhin Potenzial.
Auf jeden Fall sind die Koalitionäre aus SPD und CDU im Rahmen der Regierungsbildung für den neuen Senat jetzt kreativ geworden und haben den Tourismus als Wirtschaftsfaktor entdeckt: Bei ihrer Schlussrunde zur Bildung der "großen" Koalistion haben sich die Verhandlungspartner darauf geeinigt, eine neuhochdeutsch "City-Tax" genannte Tourismusabgabe einzuführen. Neben den üblichen Steuern und Abgaben sollen den ersten Informationen zufolge künftig zusätzlich fünf Prozent auf den Zimmerpreis erhoben werden.
Da wird ganz schön etwas zusammenkommen: hochgerechnet von einem durchschnittlichen Zimmerpreis von ca. 90 € (siehe deutscher Hotelpreis-Index, den Berlin vermutlich überschreiten wird) bedeutet dies einen Bruttoumsatz von 1,8 Milliarden € und bescherte der armen Staatskasse Mehreinnahmen von 90 Millionen €.
Der Gast wird es vielleicht begrüßen, wenn die toruistische Infrastruktur und Kultur dadurch ausgebaut werden. Offen bleibt freilich, ob die 2010 mit der Mehrwertsteuer ermäßigung beschenkten Hotelliers aus Imagegründen die Abgabe schlucken werden, oder es für 2012 eine Preisanhebung zur Einpreisung der Abgabe geben wird oder ob die 5% bald dem Gast auf der Rechnung on top serviert werden.
Es wäre bedauerlich, wenn dies ein Vorwend werden könnte, die im internationalen Vergleich noch einigermaßen vernünftigen Berliner Hotelpreise zu erhöhen.
Berlin zieht an: 2010 kamen über 20 Millionen Übernachtungen zusammen und verteilten sich auf ca. 110.000 Hotelbetten. Der regierende Bürgermeister hat vor Jahren den Satz "Berlin ist arm aber sexy" geprägt. Er wollte auf die Attraktivität der Stadt hinweisen und das Debakel in den öffentlichen Kassen. Manches hat sich zwischenzeitlich getan, manches ist weiterhin Potenzial.
Auf jeden Fall sind die Koalitionäre aus SPD und CDU im Rahmen der Regierungsbildung für den neuen Senat jetzt kreativ geworden und haben den Tourismus als Wirtschaftsfaktor entdeckt: Bei ihrer Schlussrunde zur Bildung der "großen" Koalistion haben sich die Verhandlungspartner darauf geeinigt, eine neuhochdeutsch "City-Tax" genannte Tourismusabgabe einzuführen. Neben den üblichen Steuern und Abgaben sollen den ersten Informationen zufolge künftig zusätzlich fünf Prozent auf den Zimmerpreis erhoben werden.
Da wird ganz schön etwas zusammenkommen: hochgerechnet von einem durchschnittlichen Zimmerpreis von ca. 90 € (siehe deutscher Hotelpreis-Index, den Berlin vermutlich überschreiten wird) bedeutet dies einen Bruttoumsatz von 1,8 Milliarden € und bescherte der armen Staatskasse Mehreinnahmen von 90 Millionen €.
Der Gast wird es vielleicht begrüßen, wenn die toruistische Infrastruktur und Kultur dadurch ausgebaut werden. Offen bleibt freilich, ob die 2010 mit der Mehrwertsteuer ermäßigung beschenkten Hotelliers aus Imagegründen die Abgabe schlucken werden, oder es für 2012 eine Preisanhebung zur Einpreisung der Abgabe geben wird oder ob die 5% bald dem Gast auf der Rechnung on top serviert werden.
Es wäre bedauerlich, wenn dies ein Vorwend werden könnte, die im internationalen Vergleich noch einigermaßen vernünftigen Berliner Hotelpreise zu erhöhen.
Samstag, 5. November 2011
Die Irrationalität wirtschaftlichen Handelns
Oft fragt man sich doch, welch absurde Entwicklung Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gerade machen. Wer versteht schon das Handeln unserer Politiker - oft genug ehrbar engagierte Lehrer, die sich über ihre Schule hinaus um das Wohl der Republik sorgen oder perfekt von den Jugendorganisationen der Parteien auf die Karriereschiene gesetzte Manager des Gemeinwohls - angesichts der Monstrosität der gegenwärtigen Krise?
Vermutlich wäre es unfair, dies als naiv zu bezeichnen, wie vielstimmig nach Lösungen gesucht wird und mit überkommenen Instrumenten an den Symptomen herumgedoktert wird. Denn dafür gibt es ja die Wirtschaftsexperten, die alle Sachverhalte genauestens aus ihren Theoriemodellen erklären können.
Dass wirtschaftliches Handeln aber auf allen Ebenen irrational ist, der homo oeconomicus ebensowenig existiert wie es hoffnungslos ist, die Hydra der Gier in den Spielkasino-Finanzmärkten zu beherrschen, dazu hat DER SPIEGEL 40/2011 ein schönes Essay von Hans Magnus Enzensberger gebracht, das wir hier empfehlen möchten.
Es zeigt unter anderem am Beispiel der überforderten Theoriemodelle der Wirtschaftswissenschaftler, dass menschliches Handeln differenzierter, vielschichtiger und vor allem sehr viel irrationaler ist, als es "Trendgurus", "Marktanalysten" oder "wissenschaftliche Berater" mit ihren "Zielgruppenprofilen" oder "Modellsimulationen" gelegentlich darstellen. Dass starre Modelle selten auf die Wirklichkeit passen - eher Zerrbilder als Abbilder sind - zeigt sich nicht nur in der Finanzkrise, sondern täglich im Management von Unternehmen und Gebietskörperschaften, weshalb wir wenig von Patentlösungen mancher Berater halten, als von der aktiven Gestaltung partizipativer Regionalentwicklungen, die auf heterogene Stakeholder und deren irrationale Vorstellungen empathisch und damit im Gemwohl konstruktiver eingehen kann.
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ENZENSBERGERS PANOPTIKUM
Märchenstunden 1: Rätselhafte Wirtschaftswissenschaften
Vermutlich wäre es unfair, dies als naiv zu bezeichnen, wie vielstimmig nach Lösungen gesucht wird und mit überkommenen Instrumenten an den Symptomen herumgedoktert wird. Denn dafür gibt es ja die Wirtschaftsexperten, die alle Sachverhalte genauestens aus ihren Theoriemodellen erklären können.
Dass wirtschaftliches Handeln aber auf allen Ebenen irrational ist, der homo oeconomicus ebensowenig existiert wie es hoffnungslos ist, die Hydra der Gier in den Spielkasino-Finanzmärkten zu beherrschen, dazu hat DER SPIEGEL 40/2011 ein schönes Essay von Hans Magnus Enzensberger gebracht, das wir hier empfehlen möchten.
Es zeigt unter anderem am Beispiel der überforderten Theoriemodelle der Wirtschaftswissenschaftler, dass menschliches Handeln differenzierter, vielschichtiger und vor allem sehr viel irrationaler ist, als es "Trendgurus", "Marktanalysten" oder "wissenschaftliche Berater" mit ihren "Zielgruppenprofilen" oder "Modellsimulationen" gelegentlich darstellen. Dass starre Modelle selten auf die Wirklichkeit passen - eher Zerrbilder als Abbilder sind - zeigt sich nicht nur in der Finanzkrise, sondern täglich im Management von Unternehmen und Gebietskörperschaften, weshalb wir wenig von Patentlösungen mancher Berater halten, als von der aktiven Gestaltung partizipativer Regionalentwicklungen, die auf heterogene Stakeholder und deren irrationale Vorstellungen empathisch und damit im Gemwohl konstruktiver eingehen kann.
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ENZENSBERGERS PANOPTIKUM
Märchenstunden 1: Rätselhafte Wirtschaftswissenschaften
Donnerstag, 15. September 2011
Effizienzcheck für Tourismusorganisationen
In Zeiten leerer kommunaler Kassen und schmaler Budgets ist für viele Tourismusorganisationen die Bewältigung von steigenden Aufgaben und Marktherausforderungen ein großes Problem. Selbstverständlich wird meist schon gespart, wo es geht und auch effizient gewirtschaftet, aber strategische Projekte, Innovationen und nachhaltige Zukunftssicherung bleiben oft auf der Strecke.
Bei viel Tagesgeschäft kann oft anstatt einer vorausschauenden Unternehmensplanung kaum genügend Zeit in die strategische Analyse für Finanz- oder Marketingplanung investiert werden. Oft werden Wirtschaftspläne von Jahr zu Jahr mit gewohnten Maßnahmen mehr oder weniger ungeprüft fortgeschrieben. Die Praxis der stillen Verwaltung von Gewohntem ist jedoch riskant für die unternehmerische Entwicklung und das regionale Image ist das riskant, denn schon der große Ökonom Joseph Schumpeter erkannte: "Neuerungsprozesse sind unerlässlich als Voraussetzung zur Erklärung von Gewinnen. Gewinne entstehen eigentlich nur aus Innovationen."
Das Tourismusgeschehen darf man nicht einfach laufen lassen, sondern muss es mit unternehmerischen Instrumenten führen. Nur das rechtzeitige Einleiten von Maßnahmen zum Innovationsmanagement sichert die Stellung der touristischen Organisation im kommunalen Verteilungswettbewerb. Dazu ist das eine Budgetplanung erforderlich, die noch Reserven für entsprechende Zukunftsprojekte vorhält.
Mittwoch, 7. September 2011
Tourismus braucht Finanzcheck
Bei knappen Kassen hat einfallsloses Marketing mit scheinbar immer neuen Themen und übereiltem Prospektdruck zusätzlich den Makel der Geldverschwendung. Überall wird gespart und für notwendige Strukturentwicklungen von im Bereich der haushälterisch "freiwilligen" Aufgaben, die jedoch strategisch wichtig für eine nachhaltige Entwicklung sind, fehlt oft das Nötigste. Da schaden redundante unabgestimmte Marketingplanungen gleich doppelt: sie verbrauchen das Geld, das an anderer Stelle wirksamer sein könnte und sie schaden dem Image, weil der Kunde leere Verpackungen schneller erkennt, als viele Anbieter wahrhaben wollen.
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