Berlin hat bekanntlich eine ganz besondere Geschichte, und die wirkt sich touristisch auch in dramatischer Weise aus: schon in den 1920er Jahren ein heißes Kultur- und Lebenslust-Dorado wie später vielleicht nur noch New York; nach 1945 als schrille Frontstadt im Schnittpunkt des Ost-West-Konfliktes und legendär mit seiner Tanz auf dem Vulkan-Mentalität Anziehungspunkt für jede Form der politisch Interessierten und schließlich seit der Wiedervereinigung eine der "coolsten Event-Locations" weltweit. Neben den kultur- und vergnügungsinteressierten Städtereisenden, die von der ganzen Welt kommen, sind es natürlich auch viele Geschäftsreisende, die in der deutschen Hauptstadt ihrem Business, ihrer Lobbyarbeit oder Diplomatie und ihren Repräsentanzaufgaben nachgehen.
Berlin zieht an: 2010 kamen über 20 Millionen Übernachtungen zusammen und verteilten sich auf ca. 110.000 Hotelbetten. Der regierende Bürgermeister hat vor Jahren den Satz "Berlin ist arm aber sexy" geprägt. Er wollte auf die Attraktivität der Stadt hinweisen und das Debakel in den öffentlichen Kassen. Manches hat sich zwischenzeitlich getan, manches ist weiterhin Potenzial.
Auf jeden Fall sind die Koalitionäre aus SPD und CDU im Rahmen der Regierungsbildung für den neuen Senat jetzt kreativ geworden und haben den Tourismus als Wirtschaftsfaktor entdeckt: Bei ihrer Schlussrunde zur Bildung der "großen" Koalistion haben sich die Verhandlungspartner darauf geeinigt, eine neuhochdeutsch "City-Tax" genannte Tourismusabgabe einzuführen. Neben den üblichen Steuern und Abgaben sollen den ersten Informationen zufolge künftig zusätzlich fünf Prozent auf den Zimmerpreis erhoben werden.
Da wird ganz schön etwas zusammenkommen: hochgerechnet von einem durchschnittlichen Zimmerpreis von ca. 90 € (siehe deutscher Hotelpreis-Index, den Berlin vermutlich überschreiten wird) bedeutet dies einen Bruttoumsatz von 1,8 Milliarden € und bescherte der armen Staatskasse Mehreinnahmen von 90 Millionen €.
Der Gast wird es vielleicht begrüßen, wenn die toruistische Infrastruktur und Kultur dadurch ausgebaut werden. Offen bleibt freilich, ob die 2010 mit der Mehrwertsteuer ermäßigung beschenkten Hotelliers aus Imagegründen die Abgabe schlucken werden, oder es für 2012 eine Preisanhebung zur Einpreisung der Abgabe geben wird oder ob die 5% bald dem Gast auf der Rechnung on top serviert werden.
Es wäre bedauerlich, wenn dies ein Vorwend werden könnte, die im internationalen Vergleich noch einigermaßen vernünftigen Berliner Hotelpreise zu erhöhen.
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