Veröffentlichung für den Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen in der Monatszeitschrift "Städte- und Gemeinderat" von Prof. Dr. Wolfram Schottler.
Gerade in Zeiten knapper Kassen benötigen die unterschiedlichen Sozialräume einer Stadt Unterstützung zur Prävention von sozialem Niedergang, die am besten durch moderierte Bürgerbeteiligung geleistet werden kann.
Teil 3: Sozialräume moderieren und steuern
Aufgabe der Beratung im Sozialraummanagement ist es, diesen Diskussions- und Entwicklungsprozess außerhalb der Verwaltungsstrukturen zielführend zu steuern und auch in schwierigen Räumen mit heterogenen Anspruchsgruppen einen konsensfähigen Entwicklungsprozess in Gang zu setzen. Dazu gehört
- ein charakteristisches Profil auf Basis von vorhandenen Potenzialen entwickelt wird, das Identität und Wettbewerbsfähigkeit gibt,
- eine querschnittsorientierte Zusammenarbeit aller bürgerschaftlichen Gruppen anstoßen sowie lokale Netzwerke für gemeinsame Projekte und Nutzung von Synergien zwischen den Leistungsträgern initiieren.
Die Laufzeit eines solchen „Bürgerforums“ sollte 5-10 Monate nicht übersteigen. Am Anfang stehen Moderationstechniken zum Kennenlernen der Akteure und die gemeinsame Analyse der Lebensräume, lokalen Milieus, Zusammenhänge zwischen Infrastruktur, Arbeitswelt und Wohlbefinden, Zukunftsfähigkeit bzw. Spannungen im Rahmen von gesellschaftlichen Entwicklungen. Es folgt eine Kreativphase zum Entwurf der Zukunft und praktischer Projekte.
Praktisches Arbeitsergebnis ist ein im Konses verabschiedeter und von gewählten Gremien bestätigter Maßnahmenkatalog mit Prioritäten nach Kosten-Nutzen-Abwägung, konkreten Handlungsempfehlungen und Festlegung von Verantwortlichkeiten. Dieser gibt der Kommune als lokales Handbuch Planungssicherheit und leitet in die praktische Umsetzung über. Erfahrungen zeigen, dass das Partizipationsverfahren ein sehr effizientes und kostengünstiges Instrument ist, Sozialräume durch Einbeziehung von Eigenverantwortung vor Ort positiv zu entwickeln. Die soziale Präventionswirkung des Moderationsprozesses ist enorm, wenn den Menschen Perspektive und Spaß am gesellschaftlichen Engagement in ihrem Lebensbereich gegeben wird und kooperativ konkrete Initiativen zur strukturellen Verbesserung angestoßen werden. Nicht zuletzt wird auch der demokratische Dialog mit Politik und Verwaltung erheblich verbessert oder erstmals ermöglicht. Für das politische Handeln zeugt es von Verantwortungsbewusstsein für nachhaltige Entwicklungen und klugem wirtschaftlichem Planen, sich multiperspektivisch an verschiedenen Kreisen des Gemeinwesens zu orientieren, sich externen Sachverstand zu sichern und Entscheidungen vorzubereiten, die von einem breiten Konsens bestimmt sind.
Literaturtipps:
- Wolfram Schottler: "Das gesunde Gemeinwesen" in: Die neue Führungskunst – The new Leadership, 2012 Symposium Verlag Düsseldorf
- "Integrierte Handlungskonzepte in der Stadtentwicklung - Leitfaden für Planerinnen und Planer", Hrsg. NRW-Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr
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