„Moderne
Zeiten“ hieß der Filmklassiker von Charlie Chaplin Mitte der 30er Jahre des
vorigen Jahrhunderts. Was damals die Industrialisierung der Arbeitswelt war, ist heute die Digitalisierung. Und immer
mehr Unternehmen befürchten den Anschluss zu verpassen, wenn sie nicht auf diesen Zug aufspringen. Etwa durch locker flockige Selbstdarstellungen in Sozialen Medien. Und wirkt das auf die jungen, so heiß umworbenen Fachkräfte wirklich unwiderstehlich? Oder ist erstmal die
Überlegung angebracht: Passt das (schon) zu uns?
Fraglos vollziehen sich aktuell gesellschaftliche Gedankenwechsel, mit einem neuen Verständnis von Arbeit, Abhängigkeit und kreativen Gestaltungs- und Entfaltungsspielräumen. Junge, selbstbewusste Kreative etwa arbeiten heute oft lieber im Co-Working-Space als sich den klassischen Strukturen eines Unternehmens anzupassen. Und sie machen dann ebenfalls nicht selten eine Unternehmenslaufbahn - wenn überhaupt - von sehr dezidierten Fakoren abhängig. Wie gut gepflegt und lebendig ist das Unternehmens-Intranet? Gibt es überhaupt eines? Und wie glaubhaft stellt sich das Unternehmen im Netz dar? Kaum etwas kann stärker als Bumerang zurückkommen, als wenn ein Unternehmen mit der
Unmittelbarkeit und der Schnelligkeit dieser Medien nicht umgehen, vor allem aber mit den hiermit korrespondierenden Werten und Verhaltensmodi (bspw. dem Wunsch nach Transparenz) nichts anfangen kann. Hier stellt sich die Frage nach dem Selbstverständnis, den Werten und Handlungslogiken, die ein Unternehmen pflegt und die eine Unternehmenskultur ausmachen.
Ein sehr
anschauliches Modell zu Unternehmenskulturen ist das Modell des US-amerikanischen Sozialpsychologen
Clare Graves, der aus der evolutionären Entwicklung des Menschen heraus in
einem ständigen Pendeln zwischen Einzelkämpfertum und Gemeinschaftsgeist heraus
fünf Denk- und Handlungslogiken
erforscht
hat, die auch charakteristisch für Unternehmen sind. Das sind die Macht, die
Ordnung, die
Leistung, die
Gemeinschaft und die Integration. Diese Denk- und Handlungslogiken bestimmen
sehr stark das Miteinander im Unternehmen, in Teams, zwischen Abteilungen.
Ein Beispiel: Zwei Teams sollen
fusionieren, eines davon setzt voll auf die Gemeinschaft, alle sind auf das gemeinsam erreichte Ergebnis stolz, das andere setzt auf
Leistung des Einzelnen, es zählt, was
der- oder diejenige allein erreicht hat. Die Missverständnisse können fast in eine Art Krieg ausarten. In eher Machtorientierten Unternehmen zählt das, was der Chef sagt - in vielen Kliniken etwa ist dieser autokratische Führungsstil immer noch ausgesprochen lebendig. "Ordentliche" Unternehmen setzen vornehmlich auf fest zugeteilte Zuständigkeiten und wehe, diese werden in Frage gestellt. Und jede dieser Denkweisen pocht auf die Richtigkeit ihrer Einstellung. Erst die Denk- und Handlungsweise der Integration erlaubt eine situativ angemessene Einordnung. Es gibt Situationen, in denen ein Machtwort unverzichtbar ist und machtvolles Durchgreifen Schwung in die Sache bringt. Genauso sind in anderen Situationen eher Leistung, eher Ordnung oder eher Gemeinschaft der Sache dienlich.
Was ist
nun das prägend für eine Internet-, eine Onlinekultur? Im Regelfall Mitbestimmung,
dialogorientierte Prozesse und zugleich die Betonung des
subjektiven Verständnisses. Es ist eine sehr bunte Mischung und ein solches
Verständnis im Unternehmen auszuhalten, erfordert Reife, erfordert eine
integrative Kultur, die mit Widersprüchen umgehen kann, die Offenheit, die sie
einfordert auch tolerieren kann, wenn sie in Kritik gegenüber dem Unternehmen
mündet.
Was heißt das für das Agieren und Reagieren im Netz und auf Erfordernisse einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft? An dem wachsenden Erfordernis von Netzkommunikation – auch im Recruiting –
kommen Unternehmen mittelfristig nicht vorbei. Sie sollten sich aber sehr genau
fragen, ob sie zuvor ihre Unternehmenskultur einem genauen Check unterziehen sollten. Es gibt validierte Test- und Diagnosetools und
maßgeschneiderte Beratungen und Coachings, mit deren Unterstützung sich
Unternehmen gezielt entwickeln können, um zum richtigen Zeitpunkt in den
richtigen Zug zu steigen.
Katharina Daniels, Fachjournalistin und PR-Beraterin, www.daniels-kommunikation.com
Katharina Daniels, Fachjournalistin und PR-Beraterin, www.daniels-kommunikation.com