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Donnerstag, 24. Mai 2012

Zukunft … falls wir den Bedarf sehen!

Ein fast schon archaisches ökonomisches Grundprinzip ist das der Bedarfsdeckung. Ein Konsument artikuliert sein Bedürfnis nach einem Gut oder einer Dienstleistung, die ein Anbieter bereitstellen kann. Dafür hat er in der Regel einen (meist monetären) Gegenwert zu leisten und wenn die Kosten-Nutzen-Betrachtung von beiden Seiten ausgewogen erscheint, kommt es zum Geschäft.

Diesen Bedarf muss man erkennen und ihn immer auch neu anregen. Dazu braucht die Wirtschaft im Wettbewerb permanente Innovationen und Wandel. Was Unternehmen begriffen haben, wissen Kommunen oft noch längst nicht: nur durch Entwicklung und aktiven Wandel wird die Zukunft gestaltet und dauerhafter Erfolg gesichert. 

An einem schönen Schreibtisch (vielleicht mit Blick auf Rathaus, Kirche oder Berge), bescheidenem, aber sicher und regelmäßig befriedigtem Gehaltsanspruch und gelegentlichen Terminen mit Landrat oder Bürgermeister, die das Gefühl von eigener Bedeutung stärken, wirddie Bedarfsdiskussion gelassener gesehen. Bedarf kommt hier nicht aus einem Bedürfnis, sondern muss bei Dritten erkannt werden oder er wird nach politischen Vorgaben projiziert. Was Markt und Bürger brauchen und welcher Veränderungen es bedarf, interessiert kurzfristig alle 4-5 Jahre zu Wahlen. Meistens wird der Bedarf an proaktivem Handeln gar nicht gesehen, weil der Hunger nach Innovation, Verbesserung, Marktchancen nicht im eigenen Bauch drückt, sondern als gesellschaftliches Problem gesehen wird.



Ein Praxisbeispiel: Eine von Natur aus schöne Tourismusregion dümpelt seit Jahren unter ihren Potenzialen, die Marketingthemen und ihre Kommunikation sind inkonsistent, eine wichtige Großveranstaltung ist gescheitert, die Stakeholder von Verwaltung und Leistungsträgern sind in Verteilungs- und Richtungsdiskussionen heillos zerstritten, Geschäftsführer der Tourismusorganisation suchen reihenweise das Weite und die regionale Werbung läuft eben wie immer – natürlich ohne anstrengende Wirkungskontrolle. Wie die Zukunft aussehen soll, weiß keiner. In dieser Situation könnte eine strategische Neuausrichtung der Tourismusstrukturen und des Regionalmarketing in einer moderierten Leitbildentwicklung zur Wiederfindung von Konsens und gemeinsamen Zielen und Vorgehensweisen für das Regionalmanagement eine handfeste wirtschaftliche Entwicklungschance sein.

In einer regionalen Koordinationsstelle sieht man dafür allerdings den „Bedarf“ zum aktiven Handeln noch nicht so genau. Die Haushaltsmittel sind eben knapp, deswegen lieber nichts Neues. Man hat sich in pragmatischem und bequemem Stillstand eingerichtet. Freilich: Die Region könnte durch eine Identifikationssteigerung, die Anleitung zu innovativer gemeinsamer Produktgestaltung, strategisches Marketing und durch neue Markenpositionierung gewinnen. Sie könnte auch attraktiver werden, gut motiviertes Personal und Kunden in der Region dauerhaft zu binden, so dass die häufigen Assessments entfallen können. Aber braucht es dazu einen anstrengenden Konzeptionsprozess und einen Moderator mit seinen Ideen von anderswo oder genügt es nicht einfach, wieder jemanden einzustellen, der das alles richten soll? Naja, die anderen haben rasch genervt aufgegeben – die Strukturen sind halt so schwierig… Die Region wird es schon verkraften und Gäste kommen doch noch... Ach übrigens, den Termin am Freitagnachmittag müssen wir wegen einer dringenden anderen Verpflichtung leider absagen. Lassen Sie uns die Chancen für die Region gelegentlich besprechen – vielleicht Ende des Jahres, falls Bedarf besteht.

So geht es dann wie in der Geschichte vom Zitronenfalter und dem Geschäftsführer: der eine faltet keine Zitronen…

  • Ähnlichkeiten zu lebenden oder historischen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig!












 

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